Individualität

 

Du kennst das: Du unterhältst Dich mit einem Wildfremden über irgendein Thema und ihr stellt fest, ihr seht das Thema genau gleich! Wie wunderbar! Man begeistert sich für die selbe Musikband oder ist vom selben Maler fasziniert, genießt das gleiche Essen oder ist in politischen Fragen einer Meinung. Ahh, was für eine Wohltat.

Mein Bruder sagt in solchen Situationen, wenn wir über etwas genau gleicher Meinung sind scherzhaft "Setz Dich, was trinkst du?", als wolle er einen Fremden zu einem Drink einladen. Diese Sprache der Liebe führt Fans jeder Art zusammen. Man teilt Interesse und Begeisterung, hat deswegen Spaß miteinander, kann sich wunderbar unterhalten, und fühlt sich in seiner persönlichen Bewertung der Dinge bestätigt. "Du siehst das so wie ich und deshalb liebe ich Dich!"

 

Wir sind gleich, ich fühle wie Du!

 

Diese Sprache der Liebe verbindet uns mit unseren Freunden, heute vor allem mit den virtuellen "Facebook-Freunden". Hier geht es vor allem um Bestätigung bei der Sicht auf die Welt, um Werturteile und Meinungen. Wir brauchen diese Art der Liebe, um uns gut zu fühlen und das Gefühl zu haben, wir dürfen uns frei entfalten.

 

Von besonders zu ausgegrenzt zu Individuum

 

In einer Gruppe Hardrock-Fans wird der Klassik-Freund sich wenig geliebt fühlen und unter eingefleischten Vegetariern wird der Grill-Fan sich auch unwohl fühlen, wenn er auf dieser Ebene (Vorlieben beim Essen) Liebe sucht. Diese Form der Liebe bildet Freundschaften und Beziehungen durch gemeinsame Begeisterung, Lust, Lebenshaltung, sexuelle Vorlieben und Parteizugehörigkeit. Ihr Schatten ist die Ausgrenzung. Wer anders ist, wird nicht geliebt, ganz einfach.

 

Doch die durch diese Art Liebe entstehende Selbstwahrnehmung erschafft erst in uns ein Bewusstsein von Individualität und damit unsere Fähigkeit zur gesunden Abgrenzung. Bevor wir uns nicht individualisieren dürfen, können wir auch keine Gemeinsamkeit wahrnehmen.

 

Ich denke, Du hast eine Ahnung, welche Bedeutung diese Sprache der Liebe für Dich hat. 

 

Liebe Deine Individualität!

 

Auch wenn es uns gefallen würde, schon etwas erleuchteter zu sein, so ist es doch das Annehmen, dessen, was einem gegeben ist, das einen befreit und nicht das Verleugnen der eigenen Bedürfnisse und Haltungen. Diese Sprache der Liebe führt Dir Freunde zu, mit denen Du wachsen kannst, offen, lebendig und frei. Du bist mehr als nur sichtbar und anerkannt, Du wirst für Deine Einzigartigkeit geliebt, ebenso wie Du auf dieser Ebene das Einzigartige an Deinem Partner, Deiner Lieblingsband oder einer besonderen Pflanze liebst.

 

Diese Liebe ist lustvoll und leidenschaftlich, in ihr ist Lachen und Spielen, und: lustvolles Lernen! Es ist die Liebe, die dazu führt, dass ein 14-Jähriger in wenigen Wochen autodidaktisch die komplexesten Riffs seines Lieblingsgitarristen spielen kann. Es ist die Art Liebe, die dazu führt, dass Kunstwerke entstehen, auch wenn sie kein Geld bringen. 

 

Liebe die Individualität anderer!

 

Vor allem Kinder brauchen von uns Freiraum, wenn es darum geht, Vorlieben zu leben. Zu oft sind diese Vorlieben den Eltern zu schrill, laut, sexistisch oder auch einfach nur zu dämlich. Wie sehr wir unsere Kinder damit verletzen, ihre Vorlieben abzulehnen, können wir fühlen, wenn wir uns selbst in sie hinein versetzen und selber auf dieser Ebene lieben: Wenn wir das Glück haben, uns an diese fanatische Form der Liebe aus unsere eigenen Jugend zu erinnern (oder das Glück haben, uns diese leidenschaftliche Liebessprache bewahrt zu haben), können wir auch die seltsamsten Neigungen unseres Nachwuchses mit liebevollen Augen, zumindest aber mit Humor sehen. 

 

Ich bin besonders. Und Du?

 

Betrachte Deine Beziehungen und schau, wo Du dir selbst treu bist:

• Gestehst Du Dir Dein Bedürfnis nach dieser individualisierenden Liebe ein?
• Suchst Du entsprechende Beziehungen?
• Teilen Deine Freunde Deine innersten Interessen?
• Kannst Du frei kommunizieren, wie du es gerne hast?
• Wirst du dafür geliebt?
• Liebst du offen all jene, die deine Art zu sein, zu denken und zu handeln teilen? 

Viel Spaß beim Beantworten der Fragen!

 

Bis morgen

 

alles Liebe

 

Stephan